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Bauwerkintegrierte Photovoltaik (BIPV) in Manresa, Spanien.

Wenn die Energiewende gelingen soll, müssen wir unsere Gebäude solarisieren – #Zukunftsenergie Bauwerkintegrierte Photovoltaik

Das Wissenschaftsjahr 2025 – Zukunftsenergie des Bundesministeriums für Bildung, Forschung, Technologie und Raumfahrt widmet sich den Lösungen und Ideen der Energieforschung. Für uns am größten Forschungsinstitut für Solarenergie in Europa gehört das seit 1981 zu unserer DNA. Deshalb haben wir unsere Kolleginnen und Kollegen gefragt, welche #Zukunftsenergie eine besondere Rolle in ihrem Arbeitsalltag spielt. In dieser Blogserie stellen wir unsere Forschenden, ihre Projekte und ihren persönlichen Blick auf Energie und die Energiewende vor.


Bruno Bueno ist Forscher bei uns am ISE und beschäftigt sich mit der Wechselwirkung zwischen Sonnenlicht und Fassadensystemen. Er hat wissenschaftliche Beiträge zum Thema Tageslicht und Sonnenschutz im Bauwesen veröffentlicht und forscht zur Integration von Photovoltaikanlagen in Gebäude. Zusammen mit Kolleginnen und Kollegen entwickelt er neue Verfahren und Technologien, um Architekten und andere Entscheidungsträger bei technischen, ökonomischen, ökologischen und gesellschaftlichen Fragestellungen im Zusammenhang mit Bauwerkintegrierter Photovoltaik (BIPV) zu unterstützen.

Für welche Zukunftstechnologie kannst du dich begeistern? Warum?

Für bauwerkintegrierte Photovoltaik (BIPV), denn für ein Gelingen der Energiewende benötigen wir die solare Aktivierung von Gebäudefassaden. Dank des großen Flächenpotenzials und wettbewerbsfähiger Preise weist BIPV außerdem ein enormes ökologisches und wirtschaftliches Potenzial auf. Die Integration von PV auf Gebäudefassaden bringt allerdings auch neue Herausforderungen mit sich. So umfasst die wechselseitige Beziehung zwischen Menschen und gebauter Umwelt, zu der insbesondere Fassaden zählen, sowohl funktionale als auch ästhetische Aspekte, weshalb strenge Bau- und Architekturvorschriften für PV-Installationen an Fassaden gelten. Zudem wird BIPV oft als kostspielig wahrgenommen und als nicht gerechtfertigt angesehen. Beides erfordert ein Umdenken in den PV- und Bausektoren. Durch den Transfer unseres Know-hows in die Anwendung trägt das Fraunhofer ISE zur Entwicklung zuverlässiger und kostengünstiger BIPV-Lösungen bei und fördert die Akzeptanz dieser vielversprechenden Technologie in der Gesellschaft.



Du bist Hauptkoordinator des europäischen Forschungsprojekts »MASS-IPV«. Welchen Beitrag leistet das Projekt im Hinblick auf Zukunftsenergien?

MASS-IPV wird mit 20 Partnern aus 8 verschiedenen europäischen Länder realisiert und bietet daher eine maßstabsgetreue Darstellung des Marktumfeldes von Integrierter PV (IPV) in Europa. Beteiligt sind verschiedenste Unternehmen, von Herstellern und Systemanbietern bis hin zu Planungsbüros und Softwareentwicklern. Projektziel ist es, EU-Unternehmen bei der Erweiterung ihrer Geschäfte im Bereich PV-Technologien und -Dienstleistungen zu unterstützen. Wir entwickeln z. B. an spezifische Bauvorschriften angepasste Montagesysteme für BIPV, leichtgewichtige PV-Lösungen zur Reduktion von Kosten und strukturellen Anforderungen oder ballastfreie vertikale PV-Systeme für Gründächer sowie Anti-Verschmutzungsbeschichtungen für Integrierte PV. Im Bereich Digitalisierung und Nachhaltigkeit setzen wir auf verbesserte strukturelle Kooperationen zwischen der PV- und der Bauindustrie, etwa durch digitale Werkzeuge für Design und Visualisierung, aber auch für die Planung, Umweltverträglichkeitsprüfung, Überwachung und Fehlererkennung von IPV-Systemen. Die Nachhaltigkeit von IPV-Wertschöpfungsketten adressieren wir u.a. durch Track & Trace-Funktionen oder digitale Produktpässe für BIPV.

BIPV-Pilotanlage mit farbigen PV-Modulen auf einem denkmalgeschützten Gebäude in Eppingen (Deutschland).
© Fraunhofer ISE / Foto: Sarah de Carvalho

 Warum hast du dich für die Energieforschung entschieden?

Das Thema Energie beschäftigt mich, seit ich vor 20 Jahren mein Ingenieurstudium in Spanien abgeschlossen habe. Zu dieser Zeit wurden die ersten Konzentrationssolarkraftwerke (CSP) in Südspanien errichtet, und ich war von der Technologie fasziniert. In den folgenden Jahren habe ich mich intensiv mit der Ökologie in unserer Gesellschaft auseinandergesetzt und mit der Frage, wie wir menschliche Aktivitäten langfristig nachhaltig gestalten können. Ich bin überzeugt, dass die einzige Lösung in einer Kombination aus Energieeffizienz und erneuerbaren Energiequellen liegt. Alles andere würde bedeuten, das Problem künftigen Generationen zu überlassen. Nach meinem Studium habe ich dann ein Stipendium für eine Promotion am Massachusetts Institute of Technology (MIT) in den USA erhalten, wo ich mich mit energieeffizienten Gebäuden beschäftigt und auf Gebäudetechnik spezialisiert habe. Heute habe ich die Möglichkeit, mein Fachwissen über Gebäude und Solarenergie zu vereinen, indem ich am Fraunhofer ISE an Themen der gebäudeintegrierten Photovoltaik (BIPV) arbeite.

BIPV-Pilotinstallation in Manresa (Spanien). Vergleich von beweglichen Sonnenschutzelementen mit PV-Funktion (Bildmitte). Links zwei entblendete Elemente mit MorphoColor©-Farbbeschichtung, rechts ein spiegelndes, schwarzes BIPV-Modul (siehe Wolkenreflektion). © Fraunhofer ISE

Welche Fake News zur Energiewende ärgert dich am meisten?

Die Falschmeldungen, dass die erneuerbaren Energien und damit auch die Ziele für Netto- Null-Emissionen für den Blackout auf der Iberischen Halbinsel am 28. April verantwortlich seien. Der Blackout im iberischen Stromnetz sollte nicht als Misserfolg der erneuerbaren Energien interpretiert werden, sondern als Signal eines Paradigmenwechsels: als Übergang von einem System, das auf Vorhersehbarkeit, Zentralisierung und mechanischer Trägheit basiert, zu einem System, das zunehmend dezentralisiert, dynamisch und an lokale Bedingungen angepasst ist. Solarenergie wird sich nicht durch Ideologie, sondern durch Effizienz durchsetzen. Sie ist kostenlos, universell und im Überfluss vorhanden. Die Umwandlungssysteme werden jedes Jahr erschwinglicher, leistungsfähiger und leichter zugänglich. Ihr Einsatz ist einfach, dezentralisiert und skalierbar. Die automatische Abschaltung von Erzeugungseinheiten bei Überschreitung kritischer Frequenzgrenzen ist daher das Ergebnis veralteter Sicherheitsprotokolle, die für ein träges System entwickelt wurden, dem es mit entsprechenden Kontrollsystemen gegenzusteuern gilt.

Was gibt dir persönlich Energie?

Das Gefühl, dass mein täglicher Einsatz sinnvoll ist und einen positiven Einfluss auf die Gesellschaft hat!

 

Titelbild:  © Fraunhofer ISE

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