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Brücken bauen zwischen Indien und Deutschland: Ein Jahr als Bundeskanzlerstipendiat

Ein Treffen mit der deutschen Bundeskanzlerin erlebt man sicher nicht jeden Tag. Für die Bundeskanzlerstipendiaten der Alexander von Humboldt-Stiftung steht dieser Termin allerdings jedes Jahr auf dem Programm. Und so hatte ich kürzlich als Bundeskanzlerstipendiat und Gastwissenschaftler des Fraunhofer ISE die Gelegenheit, Dr. Angela Merkel zu treffen.

Jedes Jahr vergibt die Stiftung bis zu 50 Stipendien an Wissenschaftler aus Brasilien, China, Russland, Indien und den USA. Die Bundeskanzlerstipendiaten besuchen zunächst verschiedene deutsche Unternehmen und Ministerien und absolvieren gemeinsam einen intensiven Deutschkurs. Anschließend gehen sie für elf Monate in ein Gastinstitut, um dort ihr selbst gewähltes Projekt zu verwirklichen.

Empfang bei Bundeskanzlerin Angela Merkel
Der Empfang bei Bundeskanzlerin Angela Merkel war der Höhepunkt des diesjährigen Stipendiaten-Abschlusstreffens. (© Bundesregierung / Carsten Koall)

Am Fraunhofer ISE arbeite ich an dem Projekt „Concentrating Solar Technologies for Low and Medium Range Temperature Requirement in Cooking, Cooling, Industrial and other Applications – Ensure Access to Affordable, Reliable, Sustainable and Modern Energy for All”. In meinem Heimatland Indien wird etwa 50 Prozent des gesamten Energieverbrauchs für die Wärmeerzeugung aufgewendet. Das umfasst zum einen das Kochen- ob in Gemeinschaften und Familien, Krankenhäusern und Hotels, religiösen und öffentlichen Gebäuden und im industriellen Sektor. Und von den mehr als 30 Millionen Unternehmen in Indien benötigen etwa ein Drittel Energie für Prozesswärme oder in Form von Elektrizität. Nach  Schätzungen werden etwa 15 Millionen Tonnen Öl und 50 Millionen Tonnen Biomassebrennstoffe für Prozesswärme verbraucht. Dazu kommen noch etwa 400 Millionen Tonnen Biomasse und andere Brennstoffe für das Kochen in den Haushalten.

Eine typische Solarthermieanlage, mit der beispielsweise für 1000 Menschen gekocht werden kann, benötigt eine Kollektorfläche von etwa 250 Quadratmetern und kostet etwa 60.000 US- Dollar. Sie kann etwa 17500 Liter Öl jährlich sparen, was neben 50 Tonnen CO₂ etwa 10.500 US-Dollar spart. Das heißt, dass sich die Investition in etwa sechs Jahren amortisiert hat, wenn man die vollen Kosten betrachtet. Mit einer Subvention der Zentralregierung von etwa 30 Prozent verkürzt sich die Amortisationszeit auf etwa 4,5 Jahre (in Abhängigkeit vom Ölpreis).

Dr. Hans-Christian Pape überreicht das Teilnahmezertifikat
Der Präsident der Alexander von Humboldt-Stiftung, Professor Dr. Hans-Christian Pape (r.), überreicht das Teilnahmezertifikat an Kumar Abhishek (Photo: Humboldt-Stiftung / David Ausserhofer)

Die konzentrierende Solarthermie steht in Indien vor einigen Herausforderungen: Trotz der erheblichen Fortschritte durch Unterstützung der Vereinten Nationen und der Global Environmental Facility (GEF) sind noch stärkere Anreize nötig, um das Potenzial zu heben. Die Amortisationszeit ist noch immer nicht sehr attraktiv, das heißt, die Kosten müssen weiter gesenkt werden. Bei niedrigeren Kosten werden finanzielle Anreize oder Subventionen nicht mehr nötig sein. Zweitens müssen die Technologien noch die behaupteten Kapazitäten nachweisen- dies kann die reale Amortisationszeit noch weiter verkürzen. Drittens werden einige Komponenten wie z.B. die Spiegel importiert, womit erhöhte Kosten und Lieferprobleme verbunden sind. Doch kann ein Einsatz der Technologie in großem Maßstab zum Anreiz für Investoren werden, eine solche Spiegelfertigung in Indien aufzubauen. Viertens sind einige der Regularien und politischen Rahmenbedingungen noch nicht sehr förderlich. So umfasst die Renewable Purchase Obligation (staatliche und Versorgungsunternehmen müssen einen bestimmten Prozentsatz erneuerbarer Energien aufkaufen  bzw. produzieren)  keine erneuerbaren Energien für Wärme- oder Offgridanwendungen. Würden diese mit aufgenommen, könnte dies die Verbreitung von Solarthermie steigern.

Ich habe mich am Fraunhofer ISE mit der Frage der Technologieauswahl beschäftigt und ein Tool entwickelt, um nach wissenschaftlichen Kriterien geeignete Solarkonzentrator-Technologien für verschiedene Standorte auszuwählen. Noch in der Entwicklung ist eine Verpflichtung zur Nutzung erneuerbarer Wärme im Rahmen der Renewable Purchase Obligation, die der indischen Regierung zur Umsetzung vorgelegt werden soll. Des Weiteren arbeite ich daran, die Stakeholder der Lieferkette in Deutschland und Indien besser zu vernetzen.

Noch mindestens bis September 2018 werde ich als Teil meines Stipendiums am Fraunhofer ISE forschen. Danach würde ich gern noch in Deutschland bleiben, um noch mehr zu lernen. Und vor allem, um weiter an der Kooperation zwischen Indien und Deutschland zu arbeiten.

Kumar Abhishek

Kumar Abhishek forscht als Bundeskanzlerstipendiat der Alexander von Humboldt-Stiftung für ein Jahr am Fraunhofer-Institut für Solare Energiesystem ISE. Er hat einen Bachelor in Maschinenbau vom IIMT College of Engineering in Greater Noida, Indien, und einen Master in Energiesysteme und –technologien von der Pandit Deendayal Petroleum University in Gandhinagar. Nach dem Studium arbeitete er für verschiedene Solarunternehmen und als Projektmanager für das Ministerium für neue und erneuerbare Energien in Delhi.

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Kumar Abhishek

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