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Ökonomische Betrachtung der Betriebskosten, neue Sichtweise

Wärmepumpen: Ökonomische Betrachtung der Betriebskosten, neue Sichtweise

Folge 13 der Blogserie »Wärmepumpen im Bestand« zur aktuellen Diskussion zur Energieunabhängigkeit

Es war noch nie so klar: Wir müssen die Nutzung fossiler Brennstoffe stoppen oder zumindest kurzfristig deutlich reduzieren. Das wichtigste Argument dafür ist die Abschwächung der Folgen des Klimawandels. Der jüngste IPCC-Bericht lässt keinen Platz für Illusionen – das Leben auf unserem Planeten, wie wir es kennen und gewohnt sind, wird ansonsten nicht mehr möglich sein. Die Folgen eines „business as usual“ wären dramatisch. Um die Klimaziele zu erreichen, müssen wir ab sofort alle geeigneten und verfügbaren Lösungen in ganzer Breite einsetzen. Wärmepumpen sind hierbei eine zentrale Schlüsseltechnologie.

Den zweiten wichtigen Aspekt erleben wir gerade durch die grausame geopolitische Wirklichkeit. Der Krieg in der Ukraine hat uns unsere Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen und deren Auswirkungen überdeutlich vor Augen geführt. Auch wenn wir in Deutschland nicht um unser Leben fürchten müssen, so stellen die hohen und weiter steigenden Energiekosten für viele Bürgerinnen und Bürger doch ein großes ökonomisches Problem dar. Das hat zu einer breiten öffentlichen Diskussion um Energieunabhängigkeit geführt.

Ist das Heizen mit Wärmepumpen nicht zu teuer?

Diese Frage habe ich vor einem Jahr in einem früheren Blog-Beitrag gestellt. Damals habe ich geschrieben: „Unabhängig davon, wie ökologisch sinnvoll eine Technologie ist, wird sie sich nur durchsetzen, wenn sie auch ökonomische Vorteile für ihre Nutzer hat. Die Technik muss sich für den Verbraucher rechnen.“ Danach folgte eine Analyse der Betriebskosten einer Wärmepumpe im Vergleich zu einem Gaskessel.

Die Wahrnehmung der Wärmepumpen-Technologie hat sich inzwischen deutlich verändert. Spätestens seitdem Bundesminister Robert Habeck, seine Ziele angekündigt hat, dass in Deutschland bis 2030 4-6 Millionen Wärmepumpen eingebaut sein sollen und jede neue Heizung bereits ab 2025 mit mindestens 65 % erneuerbarer Energie betrieben werden soll, ist es klar: Die Wärmepumpe wird künftig „die dominierende Technologie“ für die Beheizung von Häusern sein. Und die Politik meint es ernst.

Beim Strompreis hatte sich im letzten Jahr nicht viel geändert. Der mittlere Wärmepumpentarif betrug im Jahr 2021 ebenso 24 ct/kWh wie auch im Jahr 2020. Seit kurzem ist das sehr deutlich anders geworden. Heute (Stand Ende März 2022) beträgt der mittlere Wärmepumpentarif ca. 35 ct/kWh. Regional kann es zu starken Schwankungen beim genannten Preis kommen. Perspektivisch besteht die Chance, dass der Strompreis durch die geplante Abschaffung der EEG-Umlage sinken wird. Angesichts der angespannten Situation auf dem Energiemarkt ist es allerdings davon auszugehen, dass diese Ersparnisse aufgrund steigender Kosten an anderer Stelle leider wieder ausgeglichen werden.       

Eine dramatische Änderung gab es beim Gaspreis. Der Durchschnittspreis für eine Kilowattstunde (kWh) Gas lag in Deutschland nach Angaben des Bundesverbands der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) zum Jahresbeginn 2022 für einen Haushalt in einem Einfamilienhaus bei 12,21 ct/kWh. Das bedeutet ein Anstieg von 73 % im Vergleich zum Vorjahr. Seit dem Beginn der russischen Invasion in der Ukraine, sind die Preise abermals stark gestiegen und betragen am 20. März 2022 ca. 20 ct/kWh.

Diese Zahlen verändern die wirtschaftliche Betrachtung der Betriebskosten von Wärmepumpen massiv. 

Vergleich der Betriebskosten

Die folgende Grafik zeigt die monatlichen Kosten von Häusern mit einem unterschiedlichen energetischen Standard (nicht saniert, teil-saniert und saniert), sie mit einer Wärmepumpe oder einem Gaskessel beheizt werden. Bei der Wärmepumpe wurde der heutige mittlere Wärmepumpentarif von 35 Cent betrachtet. Die monatlichen Kosten sind in Abhängigkeit von der Effizienz der Wärmepumpe dargestellt. Beim Gaspreis wurde der Preis von Januar 2022 in der Höhe von 12 ct/kWh, von Mitte März 2022 in der Höhe von 20 ct/kWh, sowie ein hypothetischer Preis von 25 ct/kWh, der kurzfristig und mittelfristig nicht auszuschließen ist, angenommen.     

Monatliche Betriebskosten für Häuser mit 150 m² Heizfläche
Monatliche Betriebskosten für Häuser mit 150 m² Heizfläche und unterschiedlichen energetischen Standards sowie monatliche Ersparnisse mit einer Wärmepumpe . © Fraunhofer ISE

Im Vergleich zur Analyse im Blogbeitrag aus dem letzten Jahr, musste die Skala angepasst werden: Die monatlichen Kosten für die Heizung mit Gaskessel haben schlicht nicht ins Bild gepasst. Selbst bei der Wärmepumpe mit dem schlechten Effizienzwert von 2,5 und dem „günstigen“ Gaspreis von Januar 2022, sind die Betriebskosten mit einer Wärmepumpe niedriger als mit einem Gaskessel. Zur Erinnerung: unter Berücksichtigung der Gaspreise von 2020 in Deutschland, musste eine Wärmepumpe mindestens eine Effizienz von 3,5 erreichen, um in etwa die gleichen Betriebskosten wie ein Gaskessel aufzuweisen.

Um die Unterschiede der heutigen Situation direkt beurteilen zu können, habe ich die Grafik um die rechte Spalte (monatliche Ersparnisse mit einer Wärmepumpe gegenüber einem Gaskessel) erweitert. Die Werte wurden für unterschiedliche Gaspreise und eine konservativ angenommene Effizienz der Wärmepumpe von 3,0 berechnet. Schon heute liegen die Ersparnisse in der Bandbreite 92 bis 224 € pro Monat. Berechnungen mit einem hypothetischen – aber nicht unwahrscheinlichen – Gaspreis von 25 ct/kWh, zeigen Ersparnisse mit einer Wärmepumpe bis hin zu 4000 € pro Jahr.          

Als Resultat der beschriebenen Gaspreisentwicklung, stornieren aktuell viele Kunden ihre Gaskessel-Anträge und entscheiden sich für eine Wärmepumpe. Dadurch verschärft sich die ohnehin bereits angespannte Installationslage. Es ist nicht nur deutlich schwieriger, eine Wärmepumpenanlage kurzfristig installiert zu bekommen, sondern die Installation kostet auch mehr. Meiner Meinung nach, zu viel. Es ist zu hoffen, dass zunehmend Installateure für Gasheizungen auf die Einrichtung von Wärmepumpen umsteigen werden. Bessere Bedingungen als jetzt, um diesen Schritt zu tun, gab es noch nie. Langfristig sind technologische Entwicklungen zu erwarten, die die Installation der Wärmepumpe vereinfachen und damit die Installationszeit verkürzen werden.      

Und noch eine Leseempfehlung zum Schluss: Cambridge Econometrics hat gerade eine umfangreiche Studie zum Vergleich der unterschiedlichen energetischen Zukunftsszenarien veröffentlicht. Die Ergebnisse bestätigen noch einmal: die Umstellung auf Elektrifizierung der Wärmebereitstellung mit Wärmepumpen und hocheffiziente Gebäude werden den größten sozio-ökonomische Nutzen für Europa bringen. Also gilt: besser heute als morgen auf Wärmepumpen umsteigen. Das gilt für Installateure aber auch für Endkunden.

Zum Weiterlesen:

Überblick über die verschiedenen Einsatzmöglichkeiten von Wärmepumpen.

Alle Beiträge der Blogserie »Wärmepumpen im Bestand«

Titelbild: Tim Reckmann | ccnull.de | CC-BY 2.0

Bitte haben Sie Verständnis dafür, dass wir als Forschungsinstitut keine Einzelfall-
beratung für Privatpersonen durchführen können. Kompetente Expertinnen und
Experten, hoffentlich auch in Ihrer Nähe, finden Sie zum Beispiel auf der
Webseite des Bundesverbands Wärmepumpe.

Marek Miara

Marek Miara verfügt über langjährige Erfahrung auf dem Gebiet der erneuerbaren Energien. Am Fraunhofer ISE arbeitet er bereits seit 18 Jahren, gegenwärtig ist er dort als „Business Developer Heat Pumps“ tätig. Er ist Master-Absolvent der Technischen Universität Breslau (2000) sowie der Universität Kassel (2004). Im Jahr 2014 promovierte er an der Technischen Universität Breslau.
Neben nationalen Projekten betreute er internationale EU-Projekte und Aktivitäten im Rahmen von IEA - Heat Pump Technologies. Für Annex 50 (Heat Pumps in Multi-Family Buildings for Space Heating and DHW) wurde ihm die Rolle des „Operating Agent[s]“ anvertraut. Zudem ist er Mitglied bei mehreren Gremien des VDI (Verband Deutscher Ingenieure), Vorstandsmitglied der Deutschen Gesellschaft für Kälte- und Klimatechnik (DKV), Vorstandsmitglied des Europäischen Wärmepumpenverband (ehpa) sowie Mitbegründer der polnischen Wärmepumpenverbandes (PORT PC).

8 Kommentare

  • Der Gaspreis liegt derzeit bei 10 Cent/kWh und wird vermutlich weiter sinken.

    Die Stromkosten steigen weiter, weil die Umstellunmg auf EE gigantische Investitionen in Transportwegen, Gaskraftwerken und Speicher benötigt.

    Ein einfacher Gaskesseltausch kostet ca 5000 €! Gaskessel laufen teilweise 30 bis 40 Jahre ohne Probleme

  • Wir haben seit 8 Jahren eine Wärmepumpe mit Propangas und sind mit der Technik eigentlich ganz zufrieden. Mittlerweile nimmt die Firma aber alleine für die Anfahrt 700 €, 125 € pro Monteurstunde plus 125 € Rüstzeit, so dass wir für eine Wartung jetzt über 1400 € zahlen sollen. Eine andere Firma, die das übernehmen könnte, konnte ich nicht finden. Dort wo ich angefragt hatte (3 Firmen) lehnten das ab. Man ist leider vom Anbieter abhängig, weil sich an eine mit propangas betriebene Wärmepumpe anscheinend niemand rantraut und das Interesse an einer Wartung geschweige denn einer Reparatur offensichtlich nicht vorhanden ist. Diese Abhängigkeit sollte man meiner Meinung mit im Blick haben, wenn man auf natürliche Kältemittel setzen möchte. Ich kann es leider derzeit nicht empfehlen…

  • Sehr geehrtes Fraunhofer ISE Team,

    gibt es für die im obigen Diagramm genannten Betriebskostenvergleiche zwischen Wärmepumpe und Erdgasheizung auch eine Sensitivitätsbetrachtung bezogen auf den WP-Stromtarif? Aktuell bewegen sich die Arbeitspreise in vielen Regionen nämlich eher in Richtung 50ct/kWh, d.h. fast 43% über dem angegebenen Mittelwert aus März 2022.
    Wenn sich dann die endkundenseitigen Erdgaspreise wieder bei weniger als 20ct/kWh einpendeln, sieht die Wirtschaftlichkeitsbetrachtung bspw. für den Fall Arbeitszahl 3,0 und unsanierter Bestand wieder ganz anders aus.

    Ich freue mich auf Ihre Rückmeldung.

    Freundliche Grüße
    Y. A. Theis

  • Habe den Blog erst jetzt gesehen, sehr interessant und erhellend, Chapeau! Ihre Grafik zeigt, wie wichtig Preissignale für den Erfolg der Energiewende sind

  • @Birgitta

    Aus meiner Sicht gar nicht. Wir haben 3 Bohrung zu a 98m Tiefe welche ca. 5kW/Bohrung aus dem Boden ziehen. Ich hatte mit einem gesprochen und der meinte mittlerweile ca. 10.000Eur/Bohrung in dieser Tiefe.
    #Lärm: Ja da ist was dran, je nach Stadt/Bundesland usw. gibt es hier irrwitzige Auflagen. Auf einer Hausmesse letztes Jahr wurde uns eine LWP gezeigt, welche im Stadtgebiet Dresden erlaubt wäre, Kosten ca. 29.000Eur ohne Einbau, weil die Vorschriften für die Lärmbelästigung bei Nacht bis zu 35dB(A) abgesenkt wurden.

    Stand jetzt würde ich sagen:

    1) LWP
    2) Flächenkollektor wenn Platz vorhanden, ggf mit LWP Kopplung
    3) Gas/Öl/ usw.
    4) wenn Geld vernichtet werden muss Bohrung

  • Erdwärmepumpen sind inkl. Genehmigungsverfahren in der Anschaffung deutlich teurer als Luftwärmepumpen. Ausgehend von einem teilsanierten EFH mit ca. 160 qm zu beheizender Wohnfläche: Nach wie vielen Jahren etwa würde sich der höhere Anschaffungspreis rechnen?
    Außerdem: Etliche Leute klagen über den Lärm, den eine Luftwärmepumpe in ihrer Nachbarschaft verursacht. Was ist da dran?

  • Wir haben ein Zweifamilienhaus BJ 1963 auf Wärmepumpe und PV saniert. Vorher hat das Haus 2200l Heizöl benötigt und 6500 kWh Strom benötigt, nun produziert trotz Wärmepumpe in der Jahresbilanz 1000-2000 kWh Strom. Grund sind der schlechte Jahresnutzungsgrad der fossilen Heizung (70%) und geringere Wärmeverluste durch gesenkte Vorlauftemperaturen. Der Jahresenergieverbrauch sank von 120 kWh/a auf 90 kWh/a. Das Haus liegt im unteren Drittel der energetischen Standards und ist nun ein Plusenergiehaus. Wie man sieht benötigen wir bei guter Sanierung für den privaten Sektor der Ein/Zweifamilienhäuser überhaupt keine Energieimporte.

    • So pauschal kann man das nicht rechnen, denn man muss zwischen den einzelnen Jahreszeiten differenzieren.

      Während eine 9,6kWp PV-Anlage unser KfW55- Haus in den Sommermonaten nahezu vollständig autark macht, reicht die Solarstromproduktion in den Monaten November bis Januar noch nicht einmal aus, um den normalen Haushaltsstrom abzudecken, geschweige denn nennenswert zur Versorgung der Wärmepumpe beizutragen.

      Die sommerliche Strommenge reduziert sich im Winter auf ein Zehntel, in unserem Fall auf 140kWh pro Monat. Gleichzeitig steigt der Verbrauch auf rund 1000kWh.

      Auch wenn wir übers Jahr gesehen bilanziell unabhängig sind, geht es im Winter nicht ohne Import vom Energieversorger.

      Im letzten Jahr war es besonders schlecht. Da mussten wir im Dezember 87% zukaufen.